Ergibt Naturrasen auf dem Fußballplatz noch Sinn?
Pflanzen: Im Fußball kann man sich schier endlos über vermeintlich belanglose Themen austauschen. Ob abends in der Kneipe oder am Wochenende vor dem Fernseher: Jeder hat seine Meinung zu den aktuellen Themen und vertritt diese entsprechend gerne. Doch zu einem wirklich entscheidenden Thema ist nur sehr selten etwas zu hören: dem Spielfeld.
Die Eigenschaften und der Zustand des Rasens sind für die Ausübung des Sports unabdingbar. Wir blicken auf die Frage, ob Naturrasen auf dem Fußballplatz noch Sinn ergibt, oder Hybrid- und Kunstrasen nicht die besseren Varianten sind.
Beispiel FC Bayern ließ aufhorchen
Als der braune Rasen immer größere Probleme offenbarte, war die Zeit gekommen, zu handeln. Ausgerechnet der FC Bayern München, seines Zeichens deutscher Rekordmeister und -pokalsieger, konnte bei weitem kein gutes Spielfeld mehr zur Verfügung stellen. Die Verantwortlichen des FCB hatten sich nicht allzu lange im Voraus für einen Hybrid-Rasen entschieden, der zu Beginn noch einem grünen Teppich glich. Doch schon recht frühzeitig wurde offensichtlich, dass es trotz nächtlicher Bestrahlung Probleme gab. Die braune Farbe und sandige, löchrige Beschaffenheit ging auf einen Pilzbefall zurück. Die Rückkehr zum zuvor ausschließlich genutzten Naturrasen wurde schließlich von den ratlosen Greenkeepern empfohlen und durchgesetzt. Seit 2016 spielen die Roten nun wieder auf natürlichem und perfekt gepflegtem Geläuf. Die Probleme für einen Rasen im Stadion sind offensichtlich: Meist erhalten sie angesichts der hohen Tribünen auf allen Seiten nur wenig Sonnenlicht und Luftzirkulation. Zudem sorgt die Witterung und die Anzahl der Veranstaltungen (doppelte Nutzung im Fußball? Konzerte?) für ein längeres beziehungsweise kürzeres Überleben des Produktes.Beim Rekordmeister, der in den Bundesliga Wetten mit einer Quote von 1,03 (Stand 2. September) abermals der große Meisterschaftsfavorit ist, versprach man sich viel vom Hybridrasen, der nicht gerade preiswert daherkam. Während ein Premiumprodukt Naturrasen für ein Fußballstadion meist knapp über 100.000 € kosten, zahlen Klubs für einen vermeintlich länger haltbaren Hybridrasen rund 350.000 €. Ein solcher Preis weckt Erwartungen, die im Fall München nicht erfüllt werden konnten. Deshalb war es zumindest hier sehr sinnvoll, den Schritt zurückzugehen, um vorwärts zu gelangen. Auch der FC Augsburg war höchst überzeugt von dem Produkt, hatte aber ein Jahr später die gleichen Probleme wie der bayerische Nachbar zu beklagen. Insbesondere die erhöhte Feuchtigkeit wirkte sich negativ aus, da der Rasen aufgrund der klimatischen Bedingungen keine Chance gehabt hätte zu trocknen. Dabei ist es vor allem die Wasserdurchlässigkeit, die eigentlich ein großes Verkaufsargument des Produktes darstellt. Immerhin ist die Haltbarkeit und Stabilität abseits des Pilzbefalls gesicherter als auf einem Naturrasen. Dennoch beschwerten sich auch einige Spieler über einen zu harten Untergrund beim Training und Spiel.
Wie unterscheiden sich die Rasenvarianten?
Insbesondere Reisen der Nationalmannschaft oder des Klub-Teams in der Champions League nach Russland zeichneten sich oftmals durch große Diskussionen im Voraus aus. Der Gegenstand des Konfliktes war schnell gefunden: Kunstrasen. Der liegt zum Beispiel im Moskauer Nationalstadion, was besonders an den harten klimatischen Bedingungen mit Kälte und Schnee liegt. Hier hat der komplett künstliche Rasen seine Vorteile, führt allerdings laut diverser medizinischer Einschätzungen zu erhöhter Verletzungsgefahr der beteiligten Spieler. Wirklich empirisch beweisbar war es bislang allerdings nicht, da zu viele Faktoren in eine Verletzung hineinspielen können. Die Akteure beklagen sich jedoch ebenfalls über Schürfwunden und Co.
Der Vergleich zwischen den Rasenvarianten Natur, Hybrid und Kunst ist dennoch ein ganz interessanter. Während ein besonders hochwertiger Naturrasen im Normalfall auf gut 400 spielbare Stunden pro Jahr kommt, erreicht das Hybridprodukt 700 bis 900 Stunden, während der Kunstrasen unbegrenzt nutzbar ist. Das hat jedoch seinen Preis, kostet er doch rund 350.000 € mehr als das natürliche Produkt. Immerhin fallen keine zusätzlichen Mähkosten an und der Bewässerungsaufwand ist niedrig. In einer immer stärker auf die Nachhaltigkeit fokussierten Gesellschaft kann es jedoch sehr schwierig sein, einen Kunstrasen im Vergleich zum deutlich günstigeren Naturprodukt anzupreisen. Neben der unmöglichen Entsorgbarkeit, die die Verantwortlichen der Klubs auch bei Hybridrasen vor Probleme stellte, ist der CO2-Fußabdruck extrem hoch. Auf der anderen Seite gilt der Naturrasen als sehr gesundheitsförderliches Produkt, das auf lange Sicht guttut.
Es gibt zusammenfassend nicht die perfekte Rasenvariante. Die Erfahrungen der Bundesliga-Klubs mit Hybridrasen waren eher schlecht, zudem ist Kunstrasen abseits extremer klimatischer Bedingungen eine kaum vertretbare Entscheidung. Der Naturrasen muss öfter gewechselt werden, bietet allerdings zumindest außerhalb des Winters einen zuverlässigeren Untergrund, den die Spieler selbst bevorzugen.
Quelle: Tipps24-Netzwerk - HR
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