Unkräuter sind nicht nur Unkraut
Nutzgarten / Kräutergarten: Schachtelhalm, Löwenzahn, Vogelmiere und andere „Unkräuter“ sind zwar gelegentlich lästig, können aber auch erheblichen Nutzen bringen. Die Gartenmelde zum Beispiel war früher eine der wichtigsten Gemüse-Arten in Deutschland, ehe sie vom Spinat verdrängt wurde.
Text: gartentipps24.de
Gute Heinrich Bild: Joujou und Giersch Bild: Luise / pixelio.de
„Unkraut“ wertet den Kompost auf
Auch in Ihrem Garten können sie ernten, ohne gesät zu haben. Vorausgesetzt, Sie bekämpfen nicht jedes Wildkraut, sobald es irgendwo hervorsprießt. In manchem „Unkraut“ steckt ein Hausmittel, eine Teepflanze oder ein Wildgemüse. Naturfreunde schätzen diese freundlichen Zugaben, die uns der Garten schenkt, ohne dass wir uns um sie bemühen müssen, als sie kennenzulernen. Sie können Wildpflanzen überall dort in Ihrem Garten dulden, wo sie nicht unmittelbar den Kulturpflanzen ihren Standort auf den Beeten streitig machen. Die Angst, Wildpflanzen würden unserem Garten Nährstoffe entziehen, ist dann unbegründet, wenn Sie alle Gartenabfälle kompostieren. Dann machen Sie mit diesen Gast-Pflanzen sogar Gewinn und verbessern durch deren organische Substanzen Ihren Garten-Boden.Giersch und Quecke muss weg
Nur wenig „Unkraut“ muss wegen der Ausbreitungskraft von den Kulturflächen nach Möglichkeit ausgeschlossen werden. Zu ihnen zählen Giersch (Geißfuß) und Quecke. Beide Arten verbreiten sich schwer kontrollierbar durch ihre weitläufigen Wurzelsysteme.„Unkraut“ zum essen
Zu den besonders vitalen Wildpflanzen, die sich auch im Garten ausbreiten, zählen Ackerschachtelhalm, Löwenzahn und Vogel-Sternmiere. Alle drei lassen sich aber auch gut ernten und nutzen: Aus dem grünen „Zinnkraut“ des Ackerschachtelhalms – wegen seines hohen Kieselsäuregehalts (5%) früher als Putzmittel für Metallgegenstände in Gebrauch – kochen Sie einen kräftigen Tee, der den Bronchien und der Blase gut tut. Er wird auch vorbeugend im Garten gegen Pilzerkrankungen bei Pflanzen, z.B. Mehltau, gespritzt. Löwenzahn ergibt vor der Blüte einen herzhaften Frühlingssalat, reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Er kann schon ab März geerntet werden. Kultursorten des Löwenzahns eignen sich gut als Treibsalat. Die Pfahlwurzeln werden, wie der verwandte Chicorée, im Herbst in Sand geschlagen und zum Treiben in einen dunklen Raum gestellt.Vogel-Sternmiere
Auch die fast allgegenwärtige Vogel-Sternmiere kann sehr früh und sehr spät im Jahr geerntet werden und Salate oder Suppen anreichern. Unter Glas oder Folie grünt und blüht sie als Begleiter unserer Kulturpflanzen fast rund ums Jahr. Wir sollten sie wegen ihrer Häufigkeit nicht gering achten. Ihre frischgrünen Blättchen bleiben immer zart; als „Unkraut“ lässt sie sich durch leichtes Ablösen vom Boden gut unter Kontrolle halten. Deshalb kann man dieses meist einjährige, flächendeckend wuchernde Pflänzchen im Herbst als natürlichen Mulch und als Gründüngung auf den Beeten lassen. Im Winter friert es ab. Solcher Rat gilt natürlich nur für den privaten Garten, wo wir uns mehr Toleranz gegenüber Wildkräutern leisten können als im gewerblichen Gartenbau.Gartenmelde
Zwischen Wildart und Kulturpflanze steht die Gartenmelde aus der artenreichen Sippe der Gattung Atriplex. Heute ist sie wieder ein Ackerkraut. Bis etwa zu den Kreuzzügen war die aus Südeuropa stammende Art eine der bedeutendsten Gemüse-Pflanzen in unseren Gärten. Danach wurde sie vom Spinat, der aus Persien zu uns kam, nach und nach gründlich verdrängt. Dabei steht junge Gartenmelde dem Spinat als Gemüse nicht nach. Es sind auch Kultursorten der Gartenmelde mit besonders fleischigen Blättern im Handel. Die Gartenmelde gedeiht auf jedem Gartenboden und hat extrem kurze Kulturdauer bis zur Schnittreife der jungen Blätter (4-8 Wochen). Deshalb kann sie bei sonnigem Herbstverlauf noch bis Ende September ins Freiland gesät werden (im Frühjahr ab März). Als ein Mitglied der Gänsefußgewächse sollte die einjährige Gartenmelde nicht mit ihren Verwandten Mangold oder Rote Rüben in Mischkultur oder Fruchtfolge stehen.Der Gute Heinrich
Auch der Gute Heinrich, ein ausdauerndes, heimisches Gänsefußgewächs, kann als Gast im Garten auftreten, denn er liebt stickstoffreiche Garten-Böden. Er wird im September angebaut und noch bis Oktober ins Freiland gesät. Die winterharte Pflanze treibt nach dem Winter sehr früh aus und ist dann mit ihren jungen Blättern und Sprossen als Salat oder Gemüse willkommen. Ähnliches gilt für weitere stickstoffliebende Wildpflanzen der Gattung Gänsefuß (Chenopodium), die sich oft im Garten ansiedeln.Die Haferwurz
Eine ganz andere, schon seit dem Altertum im europäischen Garten kultiviert und heute weitgehend vergessene Nahrungspflanze ist die Haferwurz. Wie der Löwenzahn zählt sie zur Familie der Korbblütler. Die Schwarzwurzel im Garten und der Wiesenbocksbart in freier Natur sind ihre nächsten Verwandten. Wie der Name sagt, werden bei dieser zweijährigen Pflanze vor allem die schmackhaften weißlichen Wurzeln gegessen, im Frühjahr aber auch die jungen Blätter und Stengel. Die Haferwurz säen Sie zwischen März und Mai. Die Wurzeln können im Herbst auch eingesandet und im Keller gelagert werden. Ihre rosa Blüten entfaltet die Pflanze erst im zweiten Standjahr.Text: gartentipps24.de
Gute Heinrich Bild: Joujou und Giersch Bild: Luise / pixelio.de