Laubbäume

Rund um die Mistel

tmb_garten_baeume_laubbaeume_rund_um_die_mistelGarten Bäume / Laubbäume: Unter der Mistel in Ehren wird wohl niemand einen Kuss verwehren. So wenigstens will es der Brauch. Denn Glück soll er bringen, der Kuss unter dem Mistelbusch. Holen Sie sich die Mistel als Glücksbringer in den Garten.

Immergrüne Pflanze mit starker Symbolik

Alle Jahre wieder wechseln ungezählte Misteln den Standort. Aus luftiger Höhe, von den Kronen ihrer Wirts-Bäume gelangen sie in unsere weihnachtlich geschmückten Häuser. Dort werden die Mistelzweige kopfüber an die Zimmerdecke oder in den Eingang gehängt. So nämlich verlangt es der ursprünglich aus England stammende Brauch. Und wer ein Mädchen unter einem solchen Mistelzweig trifft, darf es küssen. Glück soll das bringen sowie schon manche Ehe gestiftet haben.

Nicht von ungefähr ist die Mistel dieser Symbolik würdig, denn sie ist eine ganz besondere Pflanze. Wie Nester hängen die kugeligen Büsche hoch oben in den Bäumen. Ihre ungewöhnlichen Blätter sind das ganze Jahr hindurch frisch-grün, wie auch Zweige und sogar die Wurzeln diese hoffnungsvolle Farbe tragen. Und nicht nur, dass sie ihr Laub in der kalten Jahreszeit behält – was ja noch nicht auffällig ist – auch Flor und Früchte zeigen sich im Winter-Halbjahr. Die kleinen gelblichen Blüten erscheinen etwa im März. Sie duften stark nach Orangen, was zwar auf die Entfernung schwer wahrnehmbar ist, wir aber gern glauben. Rechtzeitig zum Fest, in der Regel ab Oktober, schmückt sich die Mistel schließlich mit ihren durchschimmernd weißen Beeren. Darin befindet sich der bereits keimfähige Samen. Vorsicht! Vor allem Kinder sollten wissen, dass diese Beeren giftig sind. Vögel sorgen für ihre Verbreitung/Vermehrung. Sie verschlingen die Beeren und scheiden das Fruchtfleisch mit Samen unverdaut aus oder fressen nur die Beerenhaut und streifen den zähen Schleim samt Kern am Astholz ab.

Glücksbringer im eigenen Apfelbaum

Wer sich selbst eine Mistel „heranziehen“ möchte, kann das zum Beispiel auf seinem Apfelbaum versuchen. Die „Aussaat“ ist einfach. Samen mit dem schleimigen Fruchtfleisch einiger ausgedrückter Laubholz-Mistel-Beeren auf jüngeres Astholz am Apfelbaum streichen – und abwarten: Es braucht mindestens ein Jahr Geduld, bevor sich herausstellt, ob das Experiment Erfolg hat.

Die Lebensweise der Mistel ist kurios

Sie wächst ausschließlich auf Bäumen, schiebt die Wurzeln in die Leitungsbahnen ihres Wirtes und entnimmt dort Wasser und Nährsalze. Sonst versorgt sie sich jedoch allein: Mit Hilfe des in allen Pflanzenteilen vorhandenen Blattgrüns (Chlorophyll) kann sie die von ihr benötigten organischen Stoffe selbst aufbauen. Die Mistel ist also ein Halb-Schmarotzer, der seinen Wirts-Baum aber in der Regel nicht schadet. In der Wahl ihrer Wirte hingegen haben sich die Misteln spezialisiert: Die verbreitete Laubholz-Mistel (Viscum album) lebt zum Beispiel auf Pappel, Birke, Linde, Weide oder Apfelbaum. Seltener und im Dickicht der Nadeln meist unbemerkt bleibend sind Tannen- und Kiefern-Misteln (letztere auch auf Fichte wachsend), und nur ganz selten wird man Eichen-Misteln finden.

Botanische Gesetze kümmern diesen sonderbaren Strauch ebenfalls wenig. Geotropismus und Heliotropismus sind auch für ihn Fremdwörter; weder streben seine Wurzeln wie die meisten Pflanzen der Schwerkraft folgend zum Erdmittelpunkt, noch wachsen die Zweige zum Licht: Die Mistel entwickelt sich in alle Richtungen gleichermaßen, wodurch die charakteristisch runden Büsche entstehen.

Misteln werden sehr alt

Das zeit ihres Lebens beibehaltene satte Grün von Blättern und Rinde lässt sie alterslos erscheinen. Weit gefehlt: Misteln von einem halben Meter Durchmesser haben sage und schreibe schon gut 30 Jahre auf der Kugel. Man kann es leicht prüfen: Jedes Jahr entwickelt sich ein neues Sproßelement; zählt man also die Glieder, lässt sich das Alter bestimmen.

Die Mistel als Zaubermittel und Heilpflanze

Eine so wunderliche Pflanze besaß für die Menschen natürlich magische Kräfte: „Es wird auch von vielen geachtet, dass sie wider das Gespenst und Zauberey gut sey.“ Ob Stall oder Haus, man musste den „Hexenbesen“ nur im Luftzug aufhängen, damit er sich beständig bewegte, dann kamen keine Geister mehr herein. Die Mistel konnte außerdem verborgene Schätze zeigen, vermochte Schlösser zu öffnen, Feuersbrunst und Blitzschlag abwehren, später sogar die Entgleisung der Eisenbahn zu verhindern, wenn man einen Zweig mitführte. Den Kelten war, weil so selten, die auf Eichen wachsende Mistel heilig. Um ihre Zauberkräfte zu erhalten, mußte sie von den Druiden unter Einhaltung zahlreicher Zeremonien am sechsten Tag nach dem ersten Neumond mit goldener Sichel geschnitten werden. (Nicht von ungefähr war der Druide Miraculix, des Calliers Asterix väterlicher Freund, so ungehalten, als sein goldenes Werkzeug zur Erntezeit zerbrach.)

Auch „von der Krafft und Würckung“ der „Heil aller Schäden“ genannten Pflanze wurde in jedem mittelalterlichen Kräuterbuch berichtet. Fallsucht, Milzsucht, Ohrenschmerzen, Geschwüre, Schwindel und Vergiftungen wurden mit Mistel-Mittelchen bekämpft. Sie nahmen sogar „die Blödigkeit des Hirns hinweg … und seynd trefflich gut vor studirende und gelehrte Leut“. Unbedingt förderlich wirkte die sonderliche Pflanze außerdem auf die Fruchtbarkeit von Mensch und Tier. Hildegard von Bingen empfahl die Mistel gegen Engbrüstigkeit, Pfarrer Kneipp riet bei Frauenleiden und Blutkreislaufstörungen zum „Allheiler“.

Doch so aberwitzig die Bemühungen der alten Volksmedizin auch klingen, sie haben einen wahren Kern. Noch heute verabreicht man Blätter und Zweige der Mistel in Tees oder Lösungen als blutdrucksenkendes Mittel. In der anthroposophischen Medizin werden Mistelpräparate zur Krebsheilung eingesetzt.

Selbst in der Kunst spielt die eigenwillige Mistel schließlich eine Rolle. Mistel-Dekore zieren Vasen, Geschirr, Bestecke und Schmuckgegenstände wie Kämme, Broschen, Medaillons.

Text: gartentipps24.de
Bild: Irene Lehmann / pixelio.de

 
 

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