Rund um den Birnengitterrost

tmb_nutzgarten_obst_garten_rund_um_den_birnengitterrostNutzgarten / Obst Garten: Die teilweise geringe Größe unserer heutigen Baugrundstücke hat die Garten-Freunde nicht daran gehindert, sich darin möglichst viele botanische und gestalterische Wunschträume zu erfüllen. Dass jedoch das Zusammenpflanzen bestimmter Bäume und Sträucher böse Pilz-Krankheiten fördern kann, zeigen uns sehr deutlich der Birnbaum und Wacholder-Büsche. Von Jahr zu Jahr mehren sich die Klagen über zunehmende Befalls- und Absterbe-Erscheinungen, die durch den Birnengitterrost verursacht werden. Dort wo diese Rostpilz-Krankheit auftritt, kann es in der Tat zu epidemieartigen Ausmaßen kommen.

So erkennt man den Birnengitterrost

Auf den Birnbaum-Blättern zeigen sich oberseits bereits im ausgehenden Frühjahr unangenehm grell orangefarbene, linsen- bis centgroße Flecken. Später im Sommer bilden sich dann gerade an diesen Stellen blattunterseits warzige Auswüchse, die mit einer lebhaft gelben, pulvrigen Sporenmasse gefüllt sind. Bei diesen Sporen handelt es sich um mikroskopisch kleine Vermehrungskörper des die Schadsymptome verursachenden Pilzes Gymnosporangium sabinae, die aber auf dem Birnbaum nirgends keimen können, sondern zu ihrer weiteren Entwicklung einen Wirtswechsel benötigen. So werden aus diesen „Gitterwärzchen“ Milliarden von Sporen vom Wind fortgetragen. Sie gehen alle irgendwo zugrunde – bis auf wenige, die ausgerechnet auf einem Wacholder hängenbleiben. Und noch nicht einmal auf dem Gemeinen Wacholder Juniperus communis, der überall wächst, sondern nur auf speziellen Wacholder-Sorten.

Diese Wacholder braucht der Gitterrost

Früher kam der Birnengitterrost verstärkt oder fast ausschließlich auf Birnenbäumen in der Nähe von Friedhöfen oder Parks vor, zu deren typischem Bild der dunkle, ausladende Sadebaum Juniperus sabina gehörte. Heute sind es blaue oder goldgrüne, hängende oder breitwüchsige Formen von Juniperus chinensis, sabina oder virginiana, die, von den Garten-Besitzern bevorzugt ans Haus gepflanzt, den Rostpilzen das Überleben sichern. Denn nur auf deren Zweigen können die Sporen auf einmal keimen und als Pilzgeflecht durch die Rinde in das Nadelgehölz eindringen. Im folgenden Frühjahr entwickeln sich an älteren Trieben befallener Wacholder gelatinöse, orangebraune Anschwellungen, die den treffenden Namen Wacholder-Gallenrost erhielten.

Nach Jahren bildet der kranke Birnbaum keine Birnen mehr

Während die Gallen zuerst wenig schädlich und mehr als eine Spielart der Natur erscheinen, welken und vertrocknen im Lauf der Zeit ganze Äste, bis letztlich der gesamte Wacholder-Strauch zugrunde geht. Die Rindengallen trocknen ein, platzen auf und entlassen Unmassen staubförmiger Sporen, die, vom Wind vertragen, nun wieder einen Birnbaum finden müssen, um ihren vorgegebenen Lebenskreislauf schließen zu können. Konnten unter den Wacholdern nur bestimmte Arten dem Rostpilz das Überleben sichern, so sind leider ohne Unterschied alle Birnbaum-Sorten gleich anfällig für den Birnengitterrost. Es hat also keinen Sinn, einen befallenen Birnbaum herauszunehmen und sich in der Baumschule einen resistenten suchen zu wollen. Und der Schaden? In den ersten Jahren nach dem Befall erschrecken nur die ungewöhnlich farbigen Flecken am Birnbaum, später werden die Blätter jedoch so stark befallen werden, dass die Bäume keine Früchte mehr bilden können.

Bekämpfung mit Fungiziden

Mit Pilz-Bekämpfungsmitteln (Fungiziden), die gegen Rostpilz im Obstbau zugelassen sind, wie Saprol oder Dithane Ultra, kann man den Birnengitterrost in Grenzen halten. Man muss dann einmal während und einmal kurz nach der Blattentfaltung spritzen. Solche Spritzmaßnahmen lassen sich technisch aber nur am kleinen Birnbaum durchführen. Bei dem im Holz sitzenden Wacholderrost haben dagegen bisher alle Bekämpfungsversuche versagt.

Der Zwischenwirt muss weg

Am ehesten lässt sich dem Birnengitterrost gleich nach dem Erstauftreten beikommen. Es muss nämlich im letzten Jahr ein Wacholder-Strauch, der als Zwischenwirt diente, irgendwo in der Nachbarschaft (im Umkreis bis etwa 100m) gepflanzt worden sein. Mit ein wenig Spürsinn kann man ihn finden. Nun sollte man versuchen, diese ständige Infektionsquelle zu beseitigen. Das geht natürlich am einfachsten, wenn man den Übeltäter selbst in die Nähe gesetzt hat. Aber auch beim Nachbar konnte Überzeugungskraft schon oft helfen. Man könnte ihm ja den Ersatz durch eine andere Konifere anbieten. Unter den vielen Arten und Formen von Koniferen, die den Birnengitterrost nicht übertragen, wird wohl noch ein hübscher und passender Baum oder Strauch zu finden sein, das der Nachbar als Ersatz-Geschenk wahrscheinlich gerne annimmt!

Text: gartentipps24.de
Bild©: Andreas Vietmeier, Landwirtschaftskammer NRW