Rund um die Baum-Wurzeln

tmb_rund_um_baum_wurzelnGarten Bäume / Bäume pflanzen: Wurzeln verankern Bäume und Sträucher und bilden die Wachstumsgrundlage für alle erdenklichen Pflanzen bis zur kleinsten Staude oder Knolle. Wie sie sich ausbreiten ist bei der Baum-Auswahl bei der Garten-Neu-Gestaltung oder Umgestaltung besonders wichtig.

Die Wurzeln sind meist stärker als der ganze Baum

Wenn die oberste Sprossspitze eines Keimlings gerade eben aus der Erde schiebt, hat die Wurzel meist schon einige Zentimeter zurückgelegt. Denn ohne sie kann sich kein oberirdisches Leben entwickeln. Einer Baumkrone, die sich vierzig, fünfzig und mehr Meter über den Boden erhebt, zollt jeder Bewunderung. Wer aber macht sich bewusst, dass die nicht sichtbare Wurzel unter der Oberfläche fast genauso groß ist? Würde man alle Wurzeln eines Laubbaumes zum Strang verbinden, käme eine Strecke von mehreren hundert Kilometern zusammen. Eine riesige Strecke also, den die Wurzeln im Laufe eines Pflanzenlebens zurücklegt.

Wurzeln erfüllen verschiedene Funktionen

Von der Stunde der Keimung an muss sie Wasser heranschaffen und die darin gelösten Mineral- und Nährstoffe. Sie sind für den Aufbau der Pflanzen lebensnotwendig. Darüber hinaus verankern die Wurzeln den Spross in der Erde und geben ihm Halt. Je größer die Pflanze wird, desto bedeutender ist diese Stützfunktion. Baum-Wurzeln können Zugkräften von bis zu 1600 Kilogramm pro Quadrat-Zentimeter widerstehen. Eine enorme Kraft, die sie auch dringend brauchen, wenn die Wipfel vom Sturm Hin und Her geworfen werden. Schließlich erheben sich manche Baum-Giganten mehr als 100 Meter über den Boden. Zu guter Letzt erfüllen Wurzeln auch Speicherfunktionen, indem Sie im Herbst Reservestoffe einlagern, die dem Baum Kraft geben, den Winter zu überstehen und im Frühjahr neu auszutreiben.

Wie schafft es die Wurzel, in den Boden einzudringen und all den Anforderungen gerecht zu werden?

Die vielen Wurzel-Kilometer teilen sich die Aufgaben, jeder Abschnitt hat eine andere Funktion. Die Millimeter-feinen Wurzelspitzen arbeiten sich auf der Suche nach neuen Nahrungsquellen beständig weiter vor. Dabei bauen die zarten Winzlinge enormen Druck auf. Mit bis zu 25 Kilogramm pro Quadrat-Zentimeter bohren sie sich in die Erde. Eine Haube, die sogenannte Calyptra, schützt den empfindlichen Vegetationspunkt der Spitze (von dem das Wachstum ausgeht) vor Verletzungen. Sie erleichtert zudem durch Absondern von Schleim als Gleitmittel das Eindringen. Hinter dem Vegetationspunkt strecken sich die Zellen in die Länge und beginnen sich zu spezialisieren. Sie bilden zum Beispiel Scheichergewebe und Leitungsbahnen aus. Daran schließt sich die Wurzelhaarzone an. Sie ist nur wenige Zentimeter lang und dicht an dicht mit mikroskopische feinen Saugwurzeln versehen. Diese leisten die Hauptarbeit bei der Wasser- und Nährstoff-Aufnahme. Aber sie plagen sich nur wenige Tage. Dann sterben sie ab und werden, kurz hinter der inzwischen weiter gewachsenen Wurzelspitze, von neuen ersetzt. Die älteren Bereiche bilden Seitenwurzeln. Wie beim Spross auch setzt dann das sekundäre Dickenwachstum ein, und die Wurzeln verholzen. Dadurch entwickeln sie sich schließlich zu den knorrigen Gestalten, die mitunter an der Boden-Oberfläche sichtbar werden.

Wurzeln bereiten im Garten auch mal Kummer

Dem Garten-Besitzer bereiten das rege Wurzel-Wachstum manchmal auch Kummer, wenn etwa zwischen den Wurzeln alter Bäume andere Pflanzen kaum mehr Fuß fassen können. Auch die starke Ausläufer-Bildung von beispielsweise Essigbaum, Robinie oder Aralie, hat schon so mancher verflucht. Richtig unangenehm kann es werden, wenn Weide, Kastanie oder Flügelnuss zielstrebig in Versorgungsleitungen des Hauses vordringen.

Lässt sich die Ausbreitung der Wurzeln im Garten planen?

Jein. Das Grundmuster ihrer Entwicklung je nach Baum-Art ist genetisch festgelegt. Man unterscheidet Flach-, Herz- und Tiefwurzler. Letztere, auch Pfahlwurzler genannt, bilden meist eine starke, senkrecht in die Tiefe gehende Hauptwurzel aus und relativ wenige flache Seitenwurzeln. Diese Gehölze eignen sich am besten zur Unterpflanzung mit Stauden und Blumen. Flachwurzler bilden ihre Wurzeln vor allem horizontal im Oberboden aus. Sie gedeihen auch noch auf dünnen Erdschichten. Herzwurzler dagegen entwickeln in beiden Richtungen intensives Wachstum. Darüber hinaus sind bestimmte Neigungen, wie die Ausläufer-Bildung beispielsweise, ebenso genetisch programmiert und damit im Garten auch kalkulierbar (siehe unten). Dennoch hängt das individuelle Wurzelwachstum von vielen Faktoren ab, dem Grundwasserstand, der Bodenauflage, Substrat-Dichte, Konkurrenz mit anderen Pflanzen, der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung, von Mauern oder anderen Hindernissen in der Nähe und vieles mehr.

Wurzeln reagieren mitunter erstaunlich flexibel

Im Laufe der Evolution hat sich manche Baum-Art mit skurrilen Ideen an ihre Lebensbedingungen angepasst. So schiebt die Sumpfzypresse sogenannte Atemknies über die Oberfläche, um den Sauerstoffmangel ihrer Umgebung zu kompensieren. Die in der Gezeitenzone tropischer Meere lebenden Mangroven-Bäume bilden Stelzwurzeln, um ihre Krone über das Hochwasserniveau zu erheben. Wieder andere lassen sich, wie Efeu, auf die Kletterkünste iher Haftwurzeln oder bilden Luftwurzeln, wie beispielsweise die Ficus-Arten.

Bekannte Bäume und ihre Wurzel-Formen

Tiefwurzler: Kiefer, Esche, Esskastanie, Ulme, Walnuss, Zerreiche, Weiß- und Apfeldorn
Flachwurzler: Fichte, Birke, Weide, Feuerahorn, Eschen-Ahorn, Fächerahorn, Silberahorn, Rosskastanie, Pappel, Felsenbirne, Judasbaum, Magnolie
Herzwurzler: Linde, Buche, Hainbuche, Bergahorn, Spitzahorn, Amberbaum, Kirsche, Tulpenbaum, Buchs, Ginkgo, Ilex, Lärche, Douglasie
Wurzel-Ausläufer bilden: Essigbaum, Robinie, Grauerle, Aralie, Flügelnuss, Pappel, Sanddorn, Traubenkirsche
Zum Eindringen in Versorgungsleitungen neigen: Silberweide, Grauerle, Pappel, Esche, Rosskastanie und Flügelnuss

Text: gartentipps24.de
Bild: Alexander Hauk / bayern-nachrichten.de / pixelio.de